Biersack zu Besuch in meinem Wohnzimmer, Teil 18

Gut, des könnt jetzt ihr net wissen, aber vor kurzem war es mal wieder so weit! Der Biersack war zu Besuch in meinem Wohnzimmer. Er begab sich direkt auf den Balkon zur Trockentoilette und legte sofort los:

„Ich komme gerade von dieser Fastfood-Kette. Ich habe für zwei Burger, große Pommes und ne Cola fast 8€ gezahlt. Das ist doch eine Frechheit!“

„Biersack, das sage ich doch schon die ganze Zeit. Ich gebe doch für so einen Scheiß nicht so viel Kohle aus, was die für ein paar Cent einkaufen. Und überhaupt, seit wann trinkst du Cola? Hast du schon mal gesehen, wie durchsichtig die Cola ist, wenn das in den Becher kommt?“

„Das sieht aus wie pure Chemie. Beim nächsten Mal bestell ich mir ein Bier, wobei mir da eine Geschichte einfällt, die ich einmal gelesen habe. Willst du sie hören?“

„Habe ich eine andere Wahl? Wohl kaum.“ erwiderte ich.

„Autofahren macht Spaß. Essen macht Spaß. Am meisten Spaß macht Essen im Auto. Deswegen besitze ich diese erhöhte Affinität zu Drive-in-Schaltern, speziell in meinem Lieblings-Fastfood-Restaurant. Das Vergnügen an der Self-Service-Version des Essens auf Rädern wird allerdings erheblich durch die Qualität der Gegensprechanlage gemindert. Ich bin der Überzeugung, dass sie ihren Namen deshalb bekommen hat, weil sie völlig gegen das Sprechen ausgelegt ist.

„Hiere Bechelun kippe,“ knarzt es mir aus dem Lautsprecher entgegen – der übrigens ein lebender Beweis für die Haltbarkeit von Vorkriegsware ist. Heiliger McDonald! Investment wäre hier angebracht. Als erfahrener Drive-In’er weiß ich allerdings, dass die Dame am anderen Ende des Dosentelefons sich gerade nach meiner Bestellung erkundigt hat. Ich eröffne das Spiel klassisch mit einer Gegenfrage:

„Haben Sie etwas vom Huhn?“

Aus der Gegensprechanlage tönt ein schwer verständliches Wort, das allerdings eindeutig mit „…icken“ endet. Deshalb antworte ich:

„Gute Idee, junge Dame, aber zunächst möchte ich etwas essen. Und außerdem weiß ich ja nicht wie sie aussehen. Ich kaufe doch nicht die Katze im Sack.“

Etwas lauter tönt es zurück! „TSCHIKKEN!“

„Ach so, Sie meinen Chicken. Nö, lieber doch nicht. Haben Sie vielleicht Presskuh mit Tomatentunke in Röstbrötchen?“

„Hamburger?“, fragt mein unsichtbares Gegenüber zurück. Der Stimmlage zu urteilen müsste es ein zartes Reh sein. Wahrheitsgemäß erwidere ich: „Nein, ich bin Einheimischer. Aber wieso ist das so wichtig für meine Bestellung?“

„WOLLEN SIE EINEN H-A-M-B-U-R-G-E-R !?“

„Jetzt beruhigen Sie sich mal. Ja, ich nehme einen.“

„Schieß?“ fragte sie.

„Stimmt, musste einen dicken, fetten Schiss nach der letzten Mahlzeit hier lassen. Mittlerweile ist meine Darmflora allerdings wieder wohlauf, so dass ich denke, ich kann es erneut riskieren.“

„OB SIE KÄÄSE ZUM HAMBURGER MÖCHTEN!?“

„Netter Vorschlag. Ja, ich glaube ich nehme einen mittelalten Senior Raimundi-Bergkäse, nicht zu dick geschnitten, von einer Seite leicht angeröstet.“

Ob die nächste verknarzte Meldung aus dem Lautsprecher nun „Aber sicher doch!“ oder „Du *PIEP*“ lautet, kann ich nicht exakt heraus hören.

Deutlich verstehe ich hingegen: „Was dazu?“

„Ich hätte gerne diese gesalzenen frittierten Kartoffelstäbchen.“

„Also Pommes?“

„Von mir aus auch die.“

„Groß, mittel, klein?“

„Gemischt. Und zwar genau zu einem Drittel große, mittlere und kleine.“

„WOLLEN SIE MICH EIGENTLICH VERARSCHEN??!?“

Diese wiederum sehr laut formulierte Frage verstehe ich klar und deutlich. Sie verlangt eine ehrliche Antwort:

„Frag mich mal was gestern war. Falls das Bedingung ist, hier etwas zu essen zu kriegen: Ja. Also, machen wir weiter?“

„Gut, gut. Etwas zu den Pommes?“

„Ein schönes Entrecôte, blutig, und ein Glas 1997er Le Patron.“

„Ich schicke dir gleich jemanden raus, der dir blutig gibt!!!“

„Machen Sie das, aber verschlabbern Sie den Le Patron dabei nicht.“

„SCHLUSS JETZT ! Schalter zwei. Achteuroeinundachtzig.“

Schon vorbei. Gerade wo es anfängt lustig zu werden. Aber ich habe noch ein Ass im Ärmel. Ich zahle mit einem 500-Euro-Schein: „Tut mir leid, aber ich hab’s nicht größer.“

*PIEP* freundlich werde ich ausgekontert: „Kein Problem!“ und mit kaltem Blick ausbezahlt klappert mein Wechselgeld auf den Stahltresen.

Doch nicht mit mir! Ich will den totalen Triumph: „Kann ich ne Quittung haben? Ist ein Geschäftsessen.“

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