Der große Saisonrückblick oder auch: „Ein Glubbausflug ins Fußballparadies“
Nürnberg: Heute Abend ist es so weit. Um 20.30 Uhr (live auf ARD) spielt Bor. Mönchengladbach gegen den VfL Bochum. Seit Wiedereinführung der Relegation, geht es nun in den ersten Vergleich ohne Glubb Beteiligung. Heute gibt es allerdings „Der große Saisonrückblick oder auch: „Ein Glubbausflug ins Fußballparadies“, mit Bildern, Videos aus dem Block 28, geschrieben von Gio. Viel Spaß!
Die Ausgangslage
Leck mich am Ärmel, das war mal wieder ganz schön knapp! Nach einer insgesamt guten Rückrunde schaffte es der Glubb immerhin noch, die 4 Punkte Rückstand aus der Winterpause wett zu machen und ging in die Relegation, wo die Augschburger Puppenkiste warten sollte. Zittern bis zum Schluss war also mal wieder angesagt, sogar über die eigentliche Saison hinaus. Nach einem späten 1:0 Hinspielsieg (Torschütze Käptn Iglo) machte der Glubb dann in Augschburg alles klar (Günther Kahn und Schokopudding per Foulelfer). Ja ja, der Glubb, der alte Relegationsmeister: 4 Spiele, 4 Siege, 8:0 Tore, das nächste Mal zitter ich nicht mehr, ihr Pansen!
Die Sommerpause kam dann doch noch und es setzte ein reges Kommen und Gehen ein: Breno, Andi Ottl, Thomas Broich, Eric-Maxim Schokopudding, Mi-ka-el Tavares, Tennis Diekmeier, DJ Gygax, Joe Mnari, Havard Nordtveit, Dominik Reinhardt sowie Marcel Risse trugen ab sofort nicht mehr das Trikot des Ruhmreichen. Zudem beendete Pokalheld Daniel Klewer seine Karriere, Peter Perchtold wurde zu den Amas abgeschoben und das Schreckenskapitel des Angelos Katastropholus sollte auch endlich ein Ende finden. Dafür wechselten Felicio Brown Forbes, Gennaro Cohen, Mehmet Ekici, Jens Hegeler, Robbie Mak, Pelle Nilsson, Rubin Okotie, Christoph Sauter, Julian Schieber und Timmy Simons an den Valze, die halbe Stammelf also. Außerdem kehrte Rechtsverteidigertalent Dario Vidosic zurück und ein noch gänzlich unbekannter Innenverteidiger, der auf den Namen Philipp Wollscheid hört, wurde von der U23 hoch gezogen. Ich hoffe, dass ich jetzt keinen vergessen habe, da kann man schon mal schnell den Überblick verlieren.
Neben den vielen Wechseln, wurde die spielfreie Zeit vor allem durch das Wechseltheater um Javier Pinola bestimmt, dem ein offenbar lukratives Angebot von Schalke 04 vorlag, nach langen Wochen dann aber doch auf sein Herz hören sollte. Zudem gab es anscheinend mehrere Angebote für Günther Kahn, von bis zu 7 Millionen Euro war die Rede. Dieses Thema war aber relativ schnell vom Tisch, nachdem Martin Bader verlauten ließ, unter 10 Millionen gehe nichts. Persönlich war ich mit den getätigten Transfers ausnahmsweise mal sehr zufrieden und ich ahnte schon, dass wir eine deutlich angenehmere Saison erleben könnten. Dass sie dann natürlich so angenehm und entspannt werden würde, hätte ich mir in meinen peter kühnsten Träumen nicht ausgemalt. Das offizielle Ziel lautete Klassenerhalt ohne Relegation, mit dem ich persönlich konform ging. Drei Jahre hintereinander Zittern bis zum Ende lagen hinter uns, da fragt man sich schon, warum immer wir? Was folgen sollte, war aber weit mehr: Aus Sicht eines Glubbfans war es ein Ausflug ins Fußballparadies.
Die Hinrunde
Ein hartes Startprogramm lag vorm Glubb, weshalb wohl auch Dieter Hecking (raus) bei den Buchmachern als Nummer 1 der Abschussliste geführt wurde. Zum Auftakt gab es ein respektables 1:1 bei Borussia Mönchenpfeiffer. Konnte damals ja schließlich keiner ahnen, dass die in der gesamten Hinrunde kein einziges Heimspiel gewinnen werden. Erster Glubbtorschütze der Saison war Neuzugang Jens Hegeler nach Traumflanke von Juuuuri Judt. Dann folgte der mit Spannung erwartete erste Heimauftritt gegen den SC Freiburg und es war irgendwie wie immer. Sogleich setzte es die erste Heimschlappe, unnötig wie ein Kropf dazu. Mit nur einem Punkt aus zwei Spielen und den folgenden Auswärtsspielen beim HSV und in Lederbusen vor der Brust, drohte gleich ein krachender Fehlstart und es machte sich vielerorts schon die erste kleine Panik breit. Überraschenderweise entführte der Glubb aber aus beiden Stadien jeweils einen Punkt, was den Fehlstart zwar nicht abwendete, aber eine gewisse Zuversicht wieder zurückkehren ließ.
Am 5. Spieltag, gelang gegen den VfB Stuttgart mit einem 2:1 Sieg dann endlich das ersehnte Erfolgserlebnis. Es sollte das erste große Highlight der noch jungen Saison werden. Mittwochabend, Flutlichtspiel und der Glubb ging schon in der 3. Minute, ausgerechnet durch Julian Schieber nach Traumpass von Pino in Führung. Dann passierte lange Zeit relativ wenig, bis Andi Golf nach ca. 65 Minuten mit Gelb-Rot vom Platz flog. Der Glubb verteidigte danach geschickt, Stuttgart fiel nicht viel ein und dennoch kam es wie es kommen musste. Cacau stach dem Glubb mit seinem Tor, 5 Minuten vor dem Ende ins Herz. Kurz vor Schluss wieder mal und der Traum vom heiß ersehnten und bitter benötigten ersten Dreier schien geplatzt wie eine Seifenblase. Stuttgart, wohlgemerkt in Überzahl, wollten nun aber ihrerseits mehr, bekam in der letzten Minute noch mal eine Ecke zugesprochen. Im Anschluss daran vertändelten sie den Ball und die Post ging ab. Wiederum Schieber steckte sehr geschickt auf Pino durch, welcher auf einmal mutterseelenalleine auf Keeper Ulreich zusteuern konnte. Das ganze Stadion stand, endlose Sekunden vergingen, die Uhr schien stehen zu bleiben. Dann, endlich am Tor angekommen, versenkte er eiskalt den Ball, das Stadion ein Tollhaus. Vor allem natürlich weil es der erste Saisonsieg war, aber auch wegen der Dramaturgie dieses Spiels, war es aus meiner Sicht ein absolutes Schlüsselerlebnis in Bezug auf die restliche Saison für Mannschaft und Fans. Solch ein Schlüsselerlebnis kann eine Mannschaft enorm voran bringen und als Gemeinschaft zusammenschweißen. Dieser Sieg war mehr als nur 3 Punkte wert.
Die Charakterstärke und mannschaftliche Geschlossenheit sollte sich dann in den folgenden Wochen zeigen. Mit teils unnötigen Auswärtsniederlagen bei Eintracht Bratschfurt (0:2) und bei Bratschpauli (2:3) setzte sich der Glubb leider immer wieder unter Druck, konnte diesem durch Heimsiege gegen Schalke (2:1) und Golfsburg (2:1) aber jeweils standhalten und ein Abrutschen nach ganz unten verhindern.
Und diese beiden Spiele reihten sich perfekt in das typische Hinrundenheimspielschema ein, wie auch die Partien gegen Stuttgart und später noch Köln. Man ging meist früh mit in 1:0 in Führung, kassierte irgendwann den Ausgleich, zeigte sich unbeeindruckt und kam dann mit Willensstärke immer noch zum Siegtreffer. Auch auswärts war dies, wenn auch in abgeschwächter Form zu beobachten. Hätte man bei der Eintracht nur eine der zahlreichen Hochkaräter verwertet, wäre man definitiv zurückgekommen, bei Bratschpauli tat man dies zweimal, bei Werder Bratschke drehte man einen Rückstand sogar noch in einen Sieg.
Womit wir beim zweiten Highlight der Saison angelangt wären. An der Weser holte sich der Glubb mit 3:2 den ersten Auswärtssieg der Saison. Das Spiel fing an wie gewohnt in Bremen, also mit einem Tor für Werder. Was folgen sollte: Kollektives Augenreiben bei allen Glubbfans stand auf dem Programm. Der Glubb spielte eins auf, zog durch Tore von Ekici und zweimal Günther Kahn tatsächlich im Laufe des Spiels auf 3:1 davon. Herauszuheben war aber auch Julian Schieber, der alle 3 Kisten vorbereitete. Unvergesslich vor allem das zweite Ding vom Günther Kahn, als der Ball wie eine Flipperkugel zwischen Pfosten, Latte und Glubbspielern mehrmals hin und her sprang, bis der Ball nach gefühlten 5 Minuten endlich im Netz zappelte, crazy, crazy. Einzige unschöne Begleiterscheinung des Spiels war die Geburtsstunde des sogenannten „magischen Dreiecks“ und der unsägliche Medienhype darüber, was die restliche Mannschaftsleistung in der Folgezeit leider etwas in den Hintergrund drängte.
Durch diesen Sieg hatte man sich erstmals in der Saison ordentlich von den hinteren Rängen absetzen können und drang sogar in die obere Tabellenhälfte vor (Platz 9 und 8 Punkte Vorsprung), ein ganz neues, fast schon vergessenes Gefühl. Nun galt es, den ersten Auswärtssieg mit einem weiteren Heimdreier gegen den ersten Fußballclub Köln zu vergolden, was auch mit 3:1 gelingen sollte. Hallo? Was is hier los? Der dritte Sieg hintereinander, sowie 4 Heimsiege in Folge, Platz 6, punktgleich mit einem Eurobaboggalplatz, 2 Punkte und 3 Plätze vor den Norditalienern….. Ja, ja, groß war sie bei vielen schon, die Euphorie.
Und dann ging es jetzt ausgerechnet auch noch zu diesen Bauern, die laut mancher Aussagen erst gar nicht gegen uns antreten brauchen. Die Realität sah leider anders aus und die Geschichte ist schnell erzählt: Der Glubb ging im Schlauchboot mit 0:3 unter und war damit am Ende noch ganz gut bedient. Das einzige was aus diesem Spiel wirklich hängen blieb, war die feuchte Aussprache vom Pino gegen das scheinheilige Schweinegesicht. Schlimmer als diese Niederlage war, dass es nach der kleinen Positivserie nun in die andere Richtung gehen sollte.
Auf die Derbyschlappe folgte etwas, was man gar nicht mehr kannte, weil es doch schon irgendwie Lichtjahre her war: Da setzte es gegen Scheißerslautern mit 1:3 doch glatt eine Heimniederlage, unfassbar. Ebenfalls unfassbar war der Spielverlauf an diesem Tag. Kaum hatte man Platz genommen, peng peng und schon stands 0:2. Das hätte man ja gleich unten am Bierstand bleiben können, was spätestens mit dem 0:3 nach ca. 30 Minuten (!) dann auch nachgeholt wurde. Erwähnenswert waren aber dennoch ein paar Dinge, z.B. dass Dario Vidosic als Rechtsverteidiger aufgestellt war, was nicht wirklich funktionierte. Oder dass Robbie Mak sein erstes Tor im weinroten Trikot erzielen konnte. Und vielleicht noch, dass Andi Golf einen Elfer mit seinem rechten Holzfuß an die Latte donnerte, sonst wär der Glubb vielleicht noch mal herangekommen. So bliebs dann allerdings ein Spieltag zum Vergessen.
Es folgten zwei Niederlagen bei den in der Hinrunde bärenstarken Mainzern (0:3), sowie daheim gegen die Überflieger der Saison und späteren deutschen Meister Borussia Lüdenscheid (0:2). Zwei Niederlagen, die irgendwie zu erwarten waren. Dennoch bestand die Gefahr, dass man die gute Ausgangsposition durch die nun schon 4 Niederlagen am Stück wieder vollends verspielt und erstmals nach langer Zeit waren wieder vermehrt kritische Stimmen zu hören.
Doch der Glubb konnte in den letzten beiden Spielen dafür sorgen, dass diese nicht noch lauter wurden, sondern verstummten. In Hoppenheim geriet man wie in allen Spielen zuvor wieder in Rückstand. Diesmal hatte der Glubb aber die passende Antwort parat und konnte durch Käptn Iglo kurz vor Schluss noch ausgleichen. Ein wahnsinnig wichtiges Tor, weil dadurch endlich und noch rechtzeitig die Niederlagenserie durchbrochen wurde. Ich bin ja wahrlich kein Fan vom Käptn Iglo, aber eins muss man ihm lassen: Neben außergewöhnlichen Traumtoren, schießt er auch immer wieder mal die ganz wichtigen. Den kleinen Aufwärtstrend konnte man dann auch prompt mit dem Heimsieg gegen Hannover (3:1) fortsetzen, wobei vor allem Günther Kahn eine famose Leistung bot. Neben einer guten Glubbelf und ganz schwachen Hannoveranern, blieb aus diesem Spiel vor allem das Startelfdebüt von Philipp Wollscheid hängen. Damals konnte freilich noch keiner ahnen, was für eine Granate wir die ganze Zeit da auf der Ersatzbank bzw. bei den Amateuren hatten und was für grandiose Vorstellungen er noch im weiteren Saisonverlauf abliefern würde. Die Stimmung nach dem Spiel war bombastisch. Vor einem Jahr noch Vorletzter mit mickrigen 12 Punkten und nun 22 Punkte auf der Habenseite. Alles in allem spielte die Mannschaft eine wirklich gute Vorrunde, das musste natürlich ausgiebig gefeiert werden…
Dann war sie also da, die Winterpause, eine Zeit, die irgendwie kein Mensch brauch. In diesem Jahr fiel sie aber relativ kurz aus, so dass man gar nicht so viel nachdenken konnte, was die erreichten 22 Punkte wert sind bzw. ob die Mannschaft das bisherige Niveau halten kann oder aber doch wieder in den Abstiegsstrudel gezogen wird. Ganz im Gegensatz zum Vorjahr, änderte sich diesmal aufgrund der guten Ausgangslage beim Personal nicht viel. Einzig Leihgeschäfte prägten das Bild. Dario Vidosic wurde erneut verliehen (Billigfeld), Felicio Brown Forbes sollte in Jena Spielpraxis sammeln können. Dafür kam Nassim Ben Khalifa für 1,5 Jahre aus Golfsburg. Das offizielle Saisonziel wurde außerdem leicht nach oben korrigiert, die 22 Punkte aus der Vorrunde sollten bestätigt werden.
Die Rückrunde
Die bisherige Punkteausbeute war gut, aber nicht komfortabel. Umso wichtiger wäre ein guter Start in die Rückrunde gewesen, um sich gleich mal entscheidend von der Abstiegszone absetzen zu können. Wie schon in der Vorrunde bekam unser Glubb das aber mal wieder nicht gebacken. Als erster Gegner stellte sich Borussia Mönchenpfeiffer in Nürnberg vor, seines Zeichen Tabellenletzter. Ein Big-Point-Spiel war also gleich zum Auftakt angesagt. Diejenigen, die schon etwas länger zum Glubb gehen, ahnten schon vor Anpfiff Böses, solche Spiele gewann der Glubb schließlich früher nie und immer wenn der Glubb zwei Schritte nach vorne machen kann…..Sie sollten recht behalten, man verlor nach einer schwachen Leistung und einer noch katastrophaleren Schirileistung von Tabak Rafati mit 0:1. Es war in allen Belangen ein absolut gebrauchter Tag, den der Glubb da erwischt hatte, da passte es auch ins Bild, dass Javier Pinola kurz vor dem Ende noch einen Elfer verballerte.
Viele fragten sich jetzt: Geht das jetzt schon wieder los? Aber was noch keiner wusste, es sollte die einzige Niederlage für gaaaanz lange Zeit bleiben. Zunächst ging es nach Freiburg, wo Julian Schieber mit einem sehenswerten Kracher einen Auswärtspunkt sicherte. Doch es kam in den folgenden Wochen noch viel besser, der Ausflug ins Fußballparadies sollte für alle Glubbfans gerade erst beginnen.
Die erste Ausflugsstation war das heimische Stadion und weil es so schön war, blieb man gleich noch eine Woche länger. Zunächste besiegte der Glubb den HSV nach Toren seiner beiden Sechser mit 2:0. Nach etwa einer Stunde bewies Timmy Simons, dass der Glubb doch tatsächlich Elfmeter verwandeln kann. Kurz darauf markierte dann Gennaro Cohen seinen allerersten Treffer im Glubbtrikot. Es war wohl das offensiv auffälligste Spiel vom eminent wichtigen Chefstrategen Simons, denn auch hier lieferte er die Vorarbeit für Gennaro, womit er sogar auf 2 Scorerpunkte in diesem Spiel kam. Eine Woche später dann der nächste Freudentanz, nachdem auch Lederbusen ohne Punkte nach Hause geschickt wurde. Nach einem Traumtor von Käptn Iglo gewann der Glubb mit 1:0. Solche Buden macht halt immer nur einer und sie waren sogar noch 3 Punkte wert. Mit nunmehr 28 Punkten auf dem Konto bei noch 13 ausstehenden Spielen sagte man sich: Jetzt kann es doch eigentlich nicht mal mehr der Glubb noch verkacken. Diese beiden Siege waren wohl der endgültige Durchbruch zum Klassenerhalt und ließen die Mannschaft in den folgenden Wochen befreit aufspielen.
Als nächstes Ausflugsziel stand Stuttgart auf dem Programm und es sollte ein weiteres Highlight der Saison folgen. Nach Toren von Simons, Schieber, Chandler und Ekici fegte der Glubb den VfB mit sage und schreibe 4:1 aus ihrer Baustelle. Erinnerungswert waren vor allem zwei Dinge: Julian Schieber, der groß aufspielte und seinen eigenen Verein mit einem Tor und einem Assist zum damaligen Zeitpunkt der zweiten Liga ein gutes Stück näher brachte. Vor allem wie er am Boden lag und sein Gesichtsausdruck nach seinem Tor, als ob er wirklich gerade ein Eigentor geschossen hätte („scheiße, der ist jetzt wirklich rein“) werden wohl unvergesslich bleiben. Das zweite Kuriosum lieferte Timothy Chandler ab. Erstes Spiel überhaupt von Anfang an und gleich ein Tor + Assist, das können sicherlich nicht viele von sich behaupten, das nennt man dann einen Traumeinstand. Dies war sein Durchbruch und in der restlichen Saison sollte er sich dann zur unersetzlichen Stammkraft aufschwingen, es kam einem manchmal vor, als ob er schon seit Jahren unsere rechte Seite beackern würde.
Nach 3 Siegen in Folge kam an einem ungemütlichen Freitagabend nun Eintracht Krankfurt nach Nürnberg. „Gemeinsam mit Herzblut zum nächsten Sieg“ stand im Rahmen der Choreografie in der Nordkurve geschrieben. Und der Glubb kam dem Wunsch mit einem 3:0 Sieg prompt nach. Die Fans bedankten sich nach dem Spiel dafür, indem sie die Mannschaft euphorisch feierten. Die Treffer gegen ganz schwache Frankfurter erzielten Julian Schieber, Robbie Mak und Gennaro Cohen, nachdem es lange Zeit ein zähes Ringen war und Eintrachtkeeper Oka Nikolov dem Glubb hilfsbereit unter die Arme griff. Der vierte Sieg in Folge und die Europaträume wurden immer lauter. Die Eintracht war in der Winterpause übrigens noch auf dem 7.(!) Tabellenplatz gelistet, nun waren sie schon mittendrin im Absturz nach ganz unten.
Nächste Reisestation war die Arena auf Schalke, wo die Siegesserie zwar riss, aber immerhin ein Punkt entführt werden konnte (1:1), was in der Vergangenheit sicherlich keine Selbstverständlichkeit war. Der Glubb ging durch Jens Hegeler in Führung, den Ausgleich für Schalke besorgte dann Schalkestar Raul. Eine Woche später sollte es dann zum Höhepunkt des Ausflugs kommen, der FC Bratschpauli war an diesem 25.Spieltag zu Gast. Gleich in der Anfangsphase erzielte Philipp Wollscheid sein erstes Tor für den Glubb. Ja und dann? Ganz einfach, dann kam Käptn Iglo! Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben so viel ungläubiges Kopfschütteln in einem Stadion gesehen wie an diesem Tag. Ganz ehrlich, ich begreifs bis heute noch nicht. Auf jeden Fall hat der Käptn Iglo mal schnell 4 Kisten gemacht. Höhepunkt war mit Sicherheit, wie er das 4:0 und 5:0 innerhalb einer Minute gemacht hat. Die Tormusik vom vorherigen Tor lief noch, viele Leute standen noch und Bratschpauli schlief noch. Der Stadionsprecher kam gar nicht mehr nach, er hat wohl auch selten 2 Tore am Stück durchgesagt. Käptn Iglo war das alles wurscht. *Anmerkung von Baschi: „Sag mal Taktik, hast du beiden Tore zum zwei und drei null gesehen? Da kann mal net mal schnell in Ruhe Pissen gehen…
Nächster Halt: Golfsburg. Und wie konnte es anders sein, selbstverständlich gewann der Glubb auch da. Nach dem Rückstand durch Mandzukic kam das Team der Stunde durch Philips Wollscheids Kopfball zurück ins Spiel. Die Wolfsburger drängten nach der Halbzeit, hatten Chancen, waren das bessere Team. Aber der Glubb hatte eben einen Lauf und gewann das Spiel in der Nachspielzeit, wiederum durch einen Kopfball durch den gerade erst eingewechselten Pelle Nilsson mit 2:1. Der Lohn: Platz 6, 42 Punkte und nur noch ein mageres Pünktchen Rückstand auf Europa. Wenns läuft, dann läufts einfach. Etwas Angst machte sich breit, der Glubb gewinnt jetzt sogar Spiele, wo er die schlechtere Mannschaft ist, und dass auch noch für ihn höchst ungewöhnlich in der Nachspielzeit. Wo sollte das nur alles enden?
Doch es zeigte sich bald, dass der Glubb sein Glück etwas überstrapaziert hatte und dass vor allem die Folgen der anstrengenden Reise sichtbar wurden. Die Jungs wurden immer müder und so beschloss man, sich langsam aber sicher auf die lange Heimreise zu begeben.
Werder Bratschke hieß dabei zunächst die erste Durchgangsstation, ein Team, das bisher völlig hinter den Erwartungen zurückgeblieben war und unerwartet in den Abstiegssumpf gezogen wurde. Werder ging durch einen Foulelfmeter von Sandro Wagner in Führung, nachdem Wollscheid das peruanische Schlitzohr namens Pizarro am Trikot gezogen hatte. Doch der Glubb hatte postwendend die passende Antwort auf Lager und konnte durch Günther Kahn ausgleichen. In der Entstehung ebenso glücklich wie der Ausgleichstreffer fiel dann der erneute Führungstreffer von Werder. Wieder war Pizza-Hut beteiligt, indem er Andi Golf anschoss, von dem der Ball dann ins Netz trudelte. Anschließend sollte Schiri Weiner im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Zunächst schickte er Timothy Chandler mit Gelb-Rot vom Platz, für was wird wohl auf ewig sein Geheimnis bleiben. Mich würde brennend interessieren, ob Tim Borowski heute immer noch auf dem Rasen liegt. Kurz vor dem Ende flogen dann noch die Schwalben tief. Pizza-Hut wurde kurzzeitig vom Gesetz der Schwerkraft entbunden und flog bis fast in den Gästeblock. Wir selbst auf unserem Block fielen ob der Dreistigkeit bzw. Dummheit fast vor Lachen aus unseren roten Schalensitzen und freuten uns schon auf die gelb-rote Karte für Pizza-Hut: Aber nicht mit Schiri Weiner, natürlich Elfmeter für Werder, Sandro Wagner zum zweiten und der Endstand war hergestellt, Slapstick pur. Nach unglaublichen 8 Spielen ohne eine einzige Niederlage hatte es den Glubb also mal wieder erwischt. Die große Enttäuschung darüber stellte sich aber nicht ein, schließlich musste es ja mal irgendwann so kommen, und zu großartig war die bisherige Reise für alle verlaufen.
Danach kam man an einem Sonntagnachmittag an der Römersiedlung Colonia vorbei. Leider musste der Glubb dort gleich direkt die nächste Niederlage einstecken und verlor in einem grausamen Spiel mit 0:1. Es war wie fast immer bei Niederlagen in der Rückrunde. Der Glubb spielte selbst schlecht, der Rest wurde dann vom Schiri erledigt, diesmal war es Florian Meyer, der wie viele seiner Kollegen in der Rückrunde zu Recht bei Glubb-Spielen die Note 6 erhielt. Milivoje Novagol sorgte übrigens in der Nachspielzeit für den Kölner Siegtreffer. Bemerkenswert war dennoch, dass es erst die erste Niederlage im bereits fünften Auswärtsspiel der Saison war. Auswärtsfahrten lohnten sich also, was wir später auch noch selbst erfahren durften.
Koan Zipfi. Das war das Motto des nächsten Spiels. Das heiß ersehnte Derby gegen die Bauern stand an diesem 29. Spieltag auf dem Programm, wobei wir beim vorläufig letzten Highlight der Saison angelangt wären. Das Highlight gab es aber diesmal ausnahmsweise schon vor dem Spiel, und zwar in Form einer recht schönen Choreografie der gesamten Nordkurve.
Die Norditaliener gingen früh durch einen Treffer von Thomas Müller in Führung. Umso größer war dann die Freude, als in der zweiten Halbzeit der Ausgleich gelang. Es war wieder Käptn-Iglo-Zeit! Thomas Kraft zeigte seine fußballerischen Fähigkeiten und bediente mustergültig Käptn Iglo. Dieser ließ sich nicht lumpen und chippte den Ball aus ungefähr 89 Metern, fast jenseits der Seitenlinie ins Tor. Alle Bauern konnten nur noch mit dem Kopf schütteln und als gefühlter Derbysieger verließ man schließlich das Stadion.
Auf der langen Heimreise stand als Nächstes ein gewaltiger Berg im Weg, den es zu überwinden galt. Wie schon erwähnt, Auswärtsfahrten lohnten sich wieder. So verwunderte es auch nicht, dass sich am 16. April ganze 80 Fanbusse auf die Reise nach Scheißerslautern machten. In einem davon saßen dann auch 7 Prallos sowie die Jungs von Commando Noris. Einem Mitglied der Prallos gefiel es im Bus so gut, dass er gar nicht mehr aussteigen wollte und im Klo noch eine Ehrenrunde auf dem Parkplatz fuhr. Bevor das Spiel beginnen konnte, musste aber zunächst besagter Berg bezwungen werden und so machten sich die 7 Prallos auf zu einer schönen Bergwanderung. Auf halber Höhe angekommen, machte die schon leicht erschöpfte Gemeinschaft Rast, das hatte sie sich redlich verdient und erfrischte sich mit ein paar Dosen Bitburger. Nachdem die Lebensgeister zurückkehrten, brachen die Freunde gut gestärkt wieder auf und bliesen zum Gipfelsturm. Auf dem beschwerlichen Weg dorthin, schlossen sich zur Freude aller noch weitere Gefährten der Gruppe an: Ein Herr Beck aus Bremen, der gleich 5 weitere Kollegen mitbrachte, und sogar einen internationaler Gast durfte begrüßt werden, und zwar Monsieur Le Patron aus Frankreich.
Das war ein Hallo, kann ich Euch sagen. Die neuen Weggefährten stärkten den Willen der Gemeinschaft tatsächlich und halfen den Mitgliedern die letzten Meter bis hinauf zum Gipfelkreuz.
Sehr schade war dann nur, dass man sich am Gipfel des Betzenbergs leider wieder schnell aus den Augen verlor. Nach ewig langem Anstehen ging es dann mit Anpfiff der Partie ins Stadion und man stellte fest, dass der Stehplatzblock, den die Prallos eigentlich gebucht hatten, leicht überfüllt war. So entschied man, in den Oberrang umzuziehen und wurde Zeuge, wie auch die Mannschaft den Betzenberg stürmen sollte. Käptn Iglo besorgte im Anschluss an einen genialen Spielzug sowie Maßflanke von Timothy Chandler per Kopf die Führung für den Glubb. Danach passierte lange Zeit wenig bis gar nichts, so dass die Prallos mehr damit beschäftigt waren, die Gemeinschaftsbierkarte immer und immer wieder aufzuladen. Ja, Höhenluft macht durstig. Den Schlusspunkt der Partie verpassten sie aber dennoch nicht. Robbie Mak stellte auf sehenswerte Weise den Endstand (0:2) her und ließ die so zahlreich mitgereisten Fans jubeln, natürlich auch die 7 Prallos. Nach dem Spiel wurde neben der Mannschaft an sich, vor allem Marek Mintal frenetisch gefeiert, der dabei von zwei Teamkollegen getragen wurde. Der Abstieg vom Gipfel fiel der Gemeinschaft dann schon wesentlich leichter und die Freude war groß, als man unten im Tal angekommen, auch noch ein paar alte tschechische Bekannte wieder traf. Und nachdem die Slawen so gesellige Leute sind, hatten die Tschechen noch einen Russen im Gepäck, der die weitere Fahrt deutlich aufheitern sollte. Alles in Allem ein weiteres Highlight der Saison.
Nach diesem Auswärtssieg war Europa wieder in Reichweite und so traf es sich gut, dass gleich im nächsten Spiel mit Mainz 05 der direkte Konkurrent nach Nürnberg kam. Es war angerichtet: Ostersonntag, herrliches Frühlingswetter, dazu Volksfest und ein ausverkauftes Haus. Diesen traumhaften Bedingungen wurde das Spiel dann aber nicht gerecht, was folgte war ein Langweiler wie aus dem Lehrbuch. Die einzigen Aufreger waren die ausgelassene Großchance von Andre Schürrle, sowie das Schirigespann um Manuel Gräfe, das ein Handspiel von Keeper Wetklo außerhalb des Strafraums nicht ahndete. Zweifach ärgerlich: Robbie Mak wäre durch gewesen und hätte wohl den Siegtreffer markiert. Und selbst die verdiente rote Karte blieb aus, womit Wetklos Unsportlichkeit nicht einmal bestraft wurde. So blieb es dann beim 0:0, sportlich gesehen konnte sich der Glubb aber wahrlich nicht darüber beschweren.
Für diejenigen, die ernsthaft von Europa träumten, war die Angelegenheit damit so gut wie erledigt, zumal es nun zum kommenden deutschen Meister nach Dortmund gehen sollte. Just an diesem Tage, also ausgerechnet gegen den Glubb wollte der BVB das Ding klar machen. Nach zwei billigen Gegentoren durch Lucas Barrios und Robert Bassofski verlor der Glubb mit 0:2 und Borussia Dortmund war durch die zeitgleiche Niederlage von Lederbusen in Köln völlig verdient Deutscher Meister, Glückwunsch hierfür noch einmal an dieser Stelle.
Der angedachte noch größere Ausflug, nämlich nach Europa war bei nun 5 Punkten Rückstand auf Mainz also so gut wie abgesagt. Endgültig abgesagt war er dann nach der Niederlage im letzten Heimspiel der Saison gegen die TSG Hoppenheim (1:2). Die Geschichte des Spiels ist dabei schnell erzählt. Philipp Wollscheid brachte den Club mit seinem 3. Saisontreffer in Führung, Hoppenheim konterte mit zwei Treffern und gewann am Ende etwas glücklich das Spiel. Das alles sollte aber keinen einzigen Glubbfan im wiederum ausverkauften Haus interessieren. Denn sie alle waren nur wegen einem einzigen Mann gekommen. Die Nummer 11, das Phantom, Marek Mintal nahm an diesem Tag Abschied von seinem Wohnzimmer, in dem er von 2003 bis 2011 zu Hause war. Manchmal ist man ja etwas vorschnell, im Vergeben des Prädikats „Legende“. Bei Marek kann man aber mit Fug und Recht behaupten, dass er eine Legende der Neuzeit war, ist und auch immer bleiben wird. In einer Reihe mit Stulfauth, Kalb, Morlock und einigen anderen, bei denen es mir leider nie vergönnt war, ihnen einmal beim Fußballspielen zusehen zu können. Der Mann mit der sensationellsten Schusstechnik, die ich je bewundern durfte wurde in seiner Zeit beim Glubb 3x mal Torschützenkönig, einmal davon sogar in der ersten Liga und holte zudem 2007 den Pokalsieg, an dem er natürlich auch entscheidend beteiligt war. Aber es war nicht nur seinen vielen Toren geschuldet, warum er von den Glubbfans wie kein zweiter ins Herz geschlossen wurde. Acht lange Jahre hielt Marek seinem Glubb die Treue und hätte es wohl sogar noch länger getan, heutzutage wahrlich keine Selbstverständlichkeit mehr. Es waren auch seine vielen bösen Verletzungen, die ihn immer wieder zurückwarfen und er trotzdem immer wieder aufstand und sein Comeback gab. In dieser Zeit litten wohl unzählige mit ihm mit. Und natürlich seine bodenständige, bescheidene und sympathische Art, mit der er die Glubbherzen im Sturm eroberte. So trat er nun ab und ein ganzes Stadion verneigte sich vor ihm. Es war wieder ein Highlight beim Ausflug ins Fußballparadies, das letzte der Saison und dazu ein ganz spezielles. Böse Zungen behaupten, dass Marek nur weinte, weil Baschi samt Bruder nicht zu seinem Abschied gekommen waren, sondern es vorzogen, lieber Urlaub in der Türkei zu machen. In Wahrheit weinte aber auch das Publikum, und zwar fast das komplette Stadion. Mir kam es vor, als würde ich mehr Tränen sehen, als bei einem der unzähligen Abstiege. Es war ein würdiger Abschied, den man wohl nie vergessen wird. Machs gut Marek!
Kurz vor Ende der Reise stand noch ein letzter Abstecher auf dem Programm, es sollte nach Hannover gehen. Auch dieses Spiel verlor der Glubb leider mit 1:3. Eine Niederlage die aufgrund ihrer Bedeutungslosigkeit völlig zu verschmerzen war. Doch auch dieses letzte Reisekapitel sollte noch für eine eigene kleine Geschichte sorgen. Julian Wießmeier, ein gebürtiger Nürnberger, erzielte in seinem allerersten Profieinsatz auch gleich sein allererstes Tor für den Ruhmreichen. Die Saison war irgendwie geschaffen für Prämierenspiele samt Prämierentore.
Fazit
Dann war sie also vorbei, die Reise, irgendwie viel zu früh. Schön war er, der Glubbausflug ins Fußballparadies. Ins Fußballparadies deshalb, weil man schon so früh wie lange nicht mehr den Klassenerhalt eintüten konnte, der Rest war einfach Genuss. Was habe ich neulich irgendwo gelesen? „Schön war es, dass man sich mal im März gemütlich ein Weizen einschenken, und den anderen dabei gemütlich zuschauen konnte, wie sie um die sportliche Existenz kämpften.
Es war diese Saison eine Toptruppe, die auch im DFB-Pokal, wenn auch mit Losglück, weit kommen sollte. Eine gute Mischung aus Jung und Alt, viele richtig gute Fussballer in den Reihen und auch charakterlich jeder einzelne scheinbar ein Volltreffer. Bemerkenswert auch, dass insgesamt 10(!) U-23 Spieler in diesem Jahr ihr Profidebüt für den Glubb gaben, was für die Zukunft Hoffnung macht. Vor allem weil sich darunter auch einige wirkliche Rohdiamanten befinden. Das positive Gesamtbild wurde schließlich noch durch einen bitter benötigten finanziellen Aufschwung abgerundet, der hoffentlich in Zukunft wieder mehr Spielräume geben wird.
Ob der Glubb seine Fans auch nächstes Jahr wieder auf eine ähnlich schöne Reise mitnehmen wird, erscheint ob der namhaften Abgänge mehr als fraglich. Alles andere als der Klassenerhalt wäre als Zielsetzung bzw. Erwartungshaltung zunächst einmal unangemessen. Wobei sich ein genauerer Saisonausblick aufgrund der momentan noch nicht ganz geklärten Personalsituation im nächsten Jahr an dieser Stelle verbietet. Ich für meinen Teil wäre schon zufrieden wenn man den eingeschlagenen Weg genau so weitergeht und wenn rein sportlich gesehen, einfach nur der Klassenerhalt erreicht wird, und zwar wieder ohne Relegation. Ansonsten heißt es vielleicht wieder: Leck mich am Ärmel, das war mal wieder ganz schön knapp!
Oder wie würde es der Marek sagen:
Anmerkung von Baschi: Spielt mal das erste und das dritte Video gleichzeitig ab…
@ Baschi: Danke für den Hinweis zu den Videos 1 und 3, kommt wirklich ziemlich geil! Gut, des könnt etz ihr net wissen, aber die Filme hab ich natürlich absichtlich gleich lang gedreht 🙂