Nürnberg: Gestern war es so weit. Mein Kumpel Biersack war mal wieder zu Besuch in meinem Wohnzimmer. Nachdem wir die politischen und kulturellen Themen recht schnell abgehandelt hatten, gingen wir zur normalen Unterhaltung über und da erzählte er mir folgende Geschichte:
»Es ist schon etwas länger her als ich in einer urigen Kneipe in der Nürnberger Innenstadt landete. Kurz zuvor spielte ich noch mit dem Senior Raimundi, Onkel Arnoldo und dem Taktik das lustige Spiel: Mäxla, auch Meiern genannt. Warst du da nicht auch dabei?«
»Kommt drauf an, von welcher Geschichte du sprichst. Aber sagen wir mal so, die Chance ist relativ hoch. Erzähl doch mal weiter.«
»Wie du weißt, kann man dieses Spiel stundenlang spielen, ohne dass einem langweilig wird. Ich würde keinesfalls behaupten, dass mir bei diesem Spiel schon einmal »Ich wünschte ich wäre Dichter« durch den Kopf ging. Irgendwann machte ich mich alleine auf den Weg Richtung Heimat, da die Raupen Nimmersdurstig noch nicht genug hatten. Ich setzte einen Fuß vor den Anderen und dachte so bei mir: »So ein Abschluss-Bierchen passt vielleicht doch noch rein.« Zufällig kam ich auf Höhe der Weißgerbergasse an eine Kneipe und betrat diese.«
»Du sprichst aber nicht vom Druiden?«
»Tut nichts zur Sache. Ich setzte mich an das Ende eines Tisches, bestellte mir ein Bierchen und begann, dieses zu trinken. Nach einer Weile sind mir auf drei dem Tisch eingeritzte Kerben aufgefallen. Die eine ca. 5 cm von der Tischkante entfernt, die zweite etwa 7 cm und die dritte etwa 10 cm. Nach einer Weile fragte ich die Kellnerin: »Was sollen denn diese Kerben hier?«
Die Kellnerin: »Gestern waren drei schwarze Amerikaner hier und nach ein paar Bier haben sie verglichen, wer den Längsten hat.«
»Wie lächerlich! Da komm ich drüber!« erwiderte ich.
Die Kellnerin: »Das will ich sehn!«
Frag mich mal was gestern war warum ich ihn ausgepackt habe und ihn auf den Tisch gelegt habe. Siehe da: Er kam über alle drei Kerben hinaus.
Voller Stolz töhnte ich: »Da staunst, des hab ich wohl nicht verkaddelt, oder?«
Die Kellnerin macht einen verächtlichen Blick und im Umdrehen sagte sie zu mir: »Nicht wirklich! Die Amerikaner standen auf der anderen Seite des Tisches!«
Es ist schon einige Zeit her, genauer gesagt wohl schon gute 15 Jahre, als der Gio in meinem Wohnzimmer in Bauernfeind zu Besuch war. Ich war vom Vorabend noch etwas angeschlagen, denn ein paar Stunden vorher kehrte ich erst von einer Feier zurück, wo wir als letzes eine Runde »Wo ist jetzt der Tequila?« spielten. Zumindest ist es das letzte an was ich mich erinnern kann.
